Bei der Players Championship im TPC Sawgrass, es war das erste Turnier, das der Corona-Krise zum Opfer fiel, wurde die erste Runde noch gespielt. Am berühmten 17. Loch, dem Inselgrün, ist in dem kleinen Topfbunker am vorderen Grünrand eine Bunkerkamera installiert, um die Bunkerschläge der Spieler aus einem ganz anderen Blickwinkel zu zeigen.
Einer der Spieler lässt seinen Ball etwas kurz und dieser fällt fast senkrecht kurz vor der Kante und damit vor der Kamera in den Sand. Ein „Spiegelei“ wie aus dem Bilderbuch. „Spiegelei“ wird ein Ball genannt, der fast unter der Sandoberfläche verschwunden und damit schwer zu spielen ist.
Wenn der Spieler seinen Ball spielen würde wie er liegt, zerstört er die Kamera. Also bekommt er Erleichterung von diesem zeitweiligen, unbeweglichen Hemmnis – TIO (temporary immovable obstruction). Näheres zum TIO unter Musterplatzregel F-23 im Offiziellen Handbuch.
Regel 12.3 Sonderregeln für Erleichterung bei einem Ball im Bunker gibt vor, dass bei Beeinträchtigung durch ungewöhnliche Platzverhältnisse (einschließlich unbeweglicher Hemmnisse) Regel 16. 1c, Erleichterung für einen Ball im Bunker, greift. Der Spieler markiert den Bezugspunkt, bestimmt mit seinem längsten Schläger außer dem Putter (laut Definition Schlägerlänge), also in diesem Fall mit dem Driver, den Erleichterungsbereich.
Er lässt seinen Ball im Erleichterungsbereich aus Kniehöhe fallen. Der Ball bleibt auf dem Sand liegen und der Spieler hat glücklicherweise einen Standardbunkerschlag, den er auch in die Nähe der Fahne platziert, aber leider nicht zum Par lochen kann.
Liegt der Ball eines Spielers in einem Bunker und es liegt eine Beeinträchtigung durch ungewöhnliche Platzverhältnisse auf dem Platz vor, darf der Spieler entweder (1) straflos oder (2) mit Strafe Erleichterung in Anspruch nehmen:
Der Spieler darf straflose Erleichterung nach Regel 16.1b in Anspruch nehmen, jedoch
... müssen der nächstgelegene Punkt vollständiger Erleichterung und der Erleichterungsbereich im Bunker liegen.
... Gibt es keinen nächstgelegenen Punkt vollständiger Erleichterung im Bunker, darf der Spieler Erleichterung in Anspruch nehmen, indem er die Stelle der größtmöglichen Erleichterung im Bunker als Bezugspunkt verwendet.
Mit einem Strafschlag darf der Spieler den ursprünglichen oder einen anderen Ball (siehe Regel 14.3) in einem Erleichterungsbereich, auf der Grundlage der Bezugslinie vom Loch gerade zurück durch die Lage des ursprünglichen Balls, droppen:
... Bezugspunkt ist ein vom Spieler gewählter Punkt auf dem Platz, der auf der Bezugslinie liegt und weiter vom Loch entfernt ist als die ursprüngliche Stelle des Balls (ohne Einschränkung, wie weit auf der Linie zurück).
...Bei der Auswahl des Bezugspunkts sollte der Spieler diesen mit einem Gegenstand, zum Beispiel einem Tee, kennzeichnen.
... Droppt der Spieler einen Ball, ohne diesen Punkt gewählt zu haben, wird der Punkt auf der Linie in derselben Entfernung vom Loch wie die Stelle, an der der gedroppte Ball zuerst den Boden berührte, als Bezugspunkt behandelt.
... Die Größe des Erleichterungsbereichs, gemessen vom Bezugspunkt, ist die gesamte Fläche innerhalb einer Schlägerlänge auf beiden Seiten der Bezugslinie, aber mit diesen Einschränkungen:
Einschränkungen der Lage des Erleichterungsbereichs:
... Der Erleichterungsbereich darf nicht näher zum Loch liegen als der Bezugspunkt und
... er darf in jedem Bereich des Platzes liegen, aber
... wenn mehr als ein Bereich des Platzes innerhalb einer Schlägerlänge vom Bezugspunkt liegt, muss der Ball im Erleichterungsbereich innerhalb desselben Bereichs des Platzes zur Ruhe kommen, den der Ball beim Droppen im Erleichterungsbereich zuerst berührte.
Dr. Ulrike und Holger Gartz haben seit 1997 über 250 Turniere und Turnierserien im Profi- und Amateurbereich veranstaltet und organisiert. Als Spielleiter sind beide seit 2005 im Golfverband Niedersachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit Erfolg bestanden.