corona-chronik Jetzt wissen wir alles über das Corona-Virus. Aber wirklich alles: Im Brockhaus aus dem Jahre 1958 findet man unter Corona: 1. (lat.) Kranz, Krone, bei den Römern trugen Priester und Opfernde die Corona; 2. Strahlenkranz um die Sonne, der bei totaler Sonnen-Finsternis sichtbar wird; und 3. Corona Veneris, die Venus-Krone, sprich Syphilis. Von wegen neues Virus. Es gibt auch das Corona-Bier; mit der Zitrone im Flaschenhals zur Desinfektion. Dann die Corona-Zigarren; nicht zu verwechseln mit der cubanischen Cohiba; sogar eine Corona-Schreibmaschine haben wir – und es gibt auch eine Corona-Schmuckserie.
Wir hatten eben die Flüge nach Augusta zum Masters gebucht, da kam die Order von Donald Trump: Einreiseverbot ab 12. März für alle aus der EU. Wegen Corona. In der darauffolgenden Woche wurde am zweiten Tag der Players Championship in Florida das Turnier abgebrochen. Wegen Corona. In der Folge regnete es Absagen auf allen Ebenen – vom Masters in Augusta bis zu den Olympischen Spielen in Tokio, von Wimbledon bis zur Champions League und Bundesliga, von unseren GOLF TIME Leserreisen nach Sizilien, Ende März, und Madeira, Ende April, bis zum Reisegiganten TUI, der für die nächsten drei Monate gleich alle Ausflüge abgesagt hat. Wegen Corona (Cover „Golf in der Corona-Krise“, ab Seite 18).
„Dank Corona ist auf einmal Klimawandel kein Thema mehr; fehlende Kondensstreifen am Himmel und CO2-freie Luft in den Städten verdanken wir dem ominösen Virus, das unser Leben grundlegend verändert hat“
Dank Corona ist auf einmal Klimawandel kein Thema mehr; fehlende Kondensstreifen am Himmel und CO2-freie Luft in den Städten verdanken wir dem ominösen Virus, das unser Leben grundlegend verändert hat. Gemeinsam schaffen wir das – viribus unitis.
Man muss nicht unbedingt Bestseller wie Frank Schätzings „Der Schwarm“ oder „Nachrichten aus einem unbekannten Universum“ lesen, um zu begreifen, dass die Natur, im konkreten Fall ein winzig kleines Virus, die Umweltsünden des Homo Sapiens rächt. Und erbarmungslos zuschlägt: über 200.000 Tote weltweit, die Wirtschaft am Boden wie nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das Gute an Corona: Es hat bei uns ein grundlegendes Umdenken eingeleitet. Und wenn nicht? Wenn nach einem halben Jahr der alte Trott wieder über uns hereinbricht? Dann, ja dann liegt das nächste Virus schon auf der Lauer.
Oskar Brunnthaler
Chefredakteur