ANDERE WELT Wie reagiert die Golfbranche auf die Probleme, die die Coronavirus-Pandemie mit sich bringt.
Marco Burger (HIO Fitting, l., mit Co-Gründer Benjamin Pfister)
Für uns ist die Situation schwierig, da wir angepasste Golfschläger nur sehr bedingt online verkaufen können und wollen. Dennoch versuchen wir natürlich das Beste aus der Zeit zu machen und haben speziell hierfür ein neues Online-Video-Fitting auf die Beine gestellt, das seit Anfang April auf unserer Website buchbar ist. Nebenbei versuchen wir aktuell viel YouTube Content zu produzieren, in dem wir langfristig viel Potenzial sehen.
Wir gehen davon aus, dass wir spätestens im Mai wieder „normal“ Fittings durchführen können, wobei wir mindestens über zwei Jahre mit Ausfällen aufgrund der Krise planen müssen. Natürlich hoffen wir das Beste, aber sind der festen Überzeugung, dass eine „Worst-Case-Krisenplanung“ absolut essenziell und vielleicht auch überlebensnotwendig ist. Am Ende dürfen wir nicht den Kopf hängen lassen, sondern müssen kreativ werden!
Wiestaw Kramski (Kramski Golf)
Meine größten Sorgen sind im Moment nicht unbedingt finanzieller Art, sondern wie sich unsere Welt nach der Krise weiterentwickelt. Aus meiner Sicht wird es wohl nach Ende der Corona-Krise eine ganz andere Welt sein. Ich denke, dass die Menschen, die schon immer gesagt haben, dass es so wohl nicht immer weitergehen kann, auch Einschränkungen von sich aus machen werden, wie z. B. keine große Flugreisen, keine großen Schiffsreisen und vielleicht wieder mehr Urlaub im eigenen Land machen.
Was aus meiner Sicht sehr positiv zu sehen ist: Die Hetze, der Stress, werden hoffentlich weniger. Die Familien stehen wieder mehr zusammen. Auch die Gesundheit rückt mehr in den Vordergrund, und durch den fast erlahmten Flugverkehr gibt es keine Chemtrails mehr, sodass der Himmel durchweg fantastisch königsblau erstrahlt.
"Ich denke, dass die Menschen, die schon immer gesagt haben, dass es so wohl nicht immer weitergehen kann, auch Einschränkungen von sich aus machen werden." Wiestaw Kramski
Ralf Niesing (Golf Tech)
Die Corona-Krise hat uns mitten im Peak der Vororder-Auslieferungs-Phase getroffen. Es kommen täglich Container rein, während durch die Schließung der Läden und Anlagen kaum noch Ware rausgeht. Zudem drohen bei längerem Stillstand durch den Lockdown Zahlungsausfälle, denn viele Händler haben nicht ausreichend Luft, um diese Krise schadlos zu überstehen.
Wir haben in den vergangenen Wochen nur einen Notbetrieb mit weniger Personal in Office und Lager, um Ansteckungsrisiken aus dem Weg zu gehen. Der große Teil der Mitarbeiter arbeitet im Homeoffice, während für den Vertrieb Kurzarbeit angemeldet wurde, da diese keine Kundenbesuche mehr durchführen können.
Wichtig war es zunächst, für die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu sorgen, indem wir sie beispielsweise dazu aufgefordert haben, von zu Hause zu arbeiten. Ehrlich gesagt, angesichts der Situation ist die Priorität nicht wirklich der Umsatz. Gesundheit und Sicherheit für unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und die gesamte Golfbevölkerung in Deutschland sind im Moment viel wichtiger.
Wenn sich die Situation wieder normalisiert, werden wir da sein, um den Einzelhandel zu unterstützen und Golfspieler zu ermutigen, Produkte wie Cleveland Golf Wedges, Srixon-Bälle oder XXIO-Eisen auszuprobieren. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es sehr schwierig, zu sagen, welche Auswirkungen dies auf das Geschäft für Golfplätze und Golfgeschäfte in Deutschland sowie in anderen europäischen Ländern haben wird. Wir können nur alles tun, um da zu sein, wenn es weitergeht.
Klaus-Peter Schneider (Snyder Golf)
Da wir hauptsächlich im Online-Geschäft tätig sind, können alle Mitarbeiter vom Homeoffice aus arbeiten. Wir sind per Video-Konferenzen in ständigem Kontakt. Der Versand läuft wie gewohnt für uns weiter. Von der organisatorischen Seite hat das Corona-Virus keine großen Auswirkungen auf unser Business. Wir versuchen natürlich, alle Hygiene-Maßnahmen, die notwendig sind und verlangt werden, zu treffen. Wir glauben, mit unserer Marke und dem Weg „Direktvertrieb“ sehr gut auf die Zukunft vorbereitet zu sein.
Generell sind wir der Meinung, dass man das Coronavirus früher oder später medizinisch in den „Griff“ bekommt. Danach wird es aber eine Zeit lang dauern, bis so etwas wie „Normalität“ einkehren wird. Sicherlich wird die gesamte Bevölkerung, Politik und Geschäftswelt aus der Situation ihre Konsequenzen ziehen. Wie genau diese aussehen werden, kann aus unserer Sicht, derzeit nicht seriös vorhergesagt werden. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass weiterhin sehr viel Golf gespielt werden wird.
"Sicherlich wird die gesamte Bevölkerung, Politik und Geschäftswelt aus der Situation ihre Konsequenzen ziehen." Klaus-Peter Schneider
Bernhard May (Golfplatz Würzburg)
Für den kontaktlosen Golfsport im Freien bedeutet diese Krise eine große Chance, da die Bedeutung von Sicherheit, Achtsamkeit, Natur und Gesundheit in der Wertschätzung vieler Menschen steigen werden. Außerdem werden viele Mitglieder und potenzielle Interessenten für den Golfsport in absehbarer Zeit weniger verreisen können und damit Urlaub und Freizeit verstärkt in ihrer Heimatregion verbringen.
Dies bietet die Möglichkeit, durch zeitgemäße, qualitativ hochwertige und individuelle Angebote mit einem hohen Wohlfühlfaktor sowohl Kundenbindung als auch Neukundengewinnung zu betreiben. Gesundheit und Natur werden wichtiger denn je – hier bietet der Golfsport die perfekte Lösung vieler Probleme! Es muss nur noch gelingen, zu kommunizieren, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Golfen viel günstiger ist, als immer noch viele Menschen denken.
Wir gehen davon aus, dass sich durch diese Krise das Freizeitverhalten der Menschen verändern wird. So ist damit zu rechnen, dass der Tourismusstandort „Deutschland“ wieder einen höheren Stellenwert bekommt. Trotz all der widrigen Umstände und obwohl noch nicht endgültig ersichtlich ist, inwieweit diese Krise die Wirtschaft beeinflusst, sehen wir als Betreiber des Spa und Golfresort Weimarer Land der Zukunft positiv entgegen.
Alle Krisen bieten auch Chancen, die wir ergreifen werden. So haben wir 2009, mitten in der letzten Weltwirtschaftskrise, mit dem Bau unseres ersten Golfplatzes begonnen. Alle hatten uns damals für verrückt erklärt. Die Zukunft hat gezeigt: Es hat funktioniert!
Die Probleme im Golf liegen nicht in der Corona-Krise. Im Gegenteil. Golf kann dadurch profitieren. Durch die aktuellen Einschränkungen der Reisetätigkeiten und Bewegungsfreiheiten besinnen sich die Menschen wieder auf Sportarten, die in der Nähe sind bzw. vor der Haustüre stattfinden können. Golf ist Naherholung vor Ort. Golf ist Sport, Spaß und ein Naturerlebnis.
Zweifelsfrei ist Golf in einer Krise, aus der wir uns nur dadurch befreien können, dass der Ausweishandel und die Fernmitgliedschaften drastisch eingeschränkt werden. Der Ausweishändler ist der Haupt-Profiteur in der Corona-Krise: Er hat keinerlei Risiken zu tragen, er erhält Gebühren ohne die Verpflichtung einer Gegenleistung. Dies schadet dem anständigen Golfclubs. Der Ausweishandel und die Fernmitgliedschaften sind eine viel größere Gefahr und Bedrohung für die Golfanlagen als das Coronavirus.